Republik Korea (Südkorea)
Wann Tee das erstmalig Korea erreichte, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Vermutlich kannte man Tee in Korea bereits vor Christus Geburt. Es dauerte allerdings bis zum 6. oder 7. Jahrhundert n. Chr., bis Tee endgültig Teil der koreanischen Kultur wurde. Wahrscheinlich brachten buddhistische Mönche wiederholt Teesamen von ihren Besuchen der vielen Buddhismus-Schulen in China mit nach Korea, wo sie gepflanzt wurden.
Der Durchbruch kam allerdings erst im Jahre 828 n. Chr., als unter der Herrschaft des Königs Heungdeok (826-836) die Beschaffung von Teesamen aus China beordert wurde. Diese Samen wurden am Jiri-Berg gelegenen Ssangye-Tempel im heutigen Landkreis Hadong gepflanzt.
Zu Beginn der Koryo-Dynastie (918-1392) war die koreanische Teekultur bereits weit fortgeschritten. Reiche Aristokraten trugen zur Popularität des Teetrinkens bei, während buddhistische Klöster die Vorzüge der Tee-Rituale priesen. Der erste König Goryeo-Dynastie leistete seinen Beitrag zur Popularität des Tees, indem er ihn an Mitglieder des Militärs, buddhistische Priester und Mönche sowie an Familien, die den Verlust eines Familienmitglieds betrauerten oder an einer Krankheit litten, verschenkte. Tee fand, anders als etwa in China oder Japan, auch dadurch Eingang in die koreanische Kultur, dass alle Bevölkerungsklassen das Teetrinken praktizierten. Die Wertschätzung des Tees und der Traditionen in Korea fand mit dem Ende der Koryo-Dynastie und dem Beginn der Joseon-Dynastie (1392-1910) ein jähes Ende, als die Yi-Familie die Macht übernahm. Sie veränderte die religiösen Ansichten und ersetzte den Buddhismus durch den Konfuzianismus.
Während die buddhistischen Klöster versuchten, die Teekultur und Riten am Leben zu halten, unternahmen die neuen Herrscher mitunter sehr radikale Maßnahmen, um den buddhistischen Einfluss auf die Bevölkerung zu unterbinden. Neben der Erhebung von Teesteuern ließen sie viele buddhistische Tempel und Klöster zerstören. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts gab es nur noch wenige Teefelder im Süden Koreas. In den späten 1500er Jahren verwüstete der siebenjährige Invasionskrieg (Imjin-Krieg) mit Japan das, was von der koreanischen Teekultur übriggeblieben war. Am Ende des Krieges waren die Schäden an Koreas Ackerland, Dörfern und Städten enorm.
Erst im späten 18. Jahrhundert nahm das Interesse an der buddhistischen Lebensweise und Philosophie wieder zu. Es waren vor allem drei Männer, die sich für die Wiederherstellung der traditionellen koreanischen Teepraktiken einsetzten. Einer war der Gelehrte Jeong Yakyong (1762-1836), der von einer Gruppe buddhistischer Mönche die Teedisziplin lernte und praktizierte und in der Provinz Jeollanam Tee anbaute. Jeong Yakyong wiederum führte Ch'o Ui (1786-1866), einen buddhistischen Mönch, in den Weg des Tees ein. Ch'o Ui führte ein einsames Dasein und lebte allein in einem abgelegenen Teeraum in der Nähe des Landkreises Haenam in Jeollanam, wo er im 19. Jahrhundert zwei wichtige Bücher über Tee, dessen Zubereitung und Gedichte über Tee schrieb.
Der einflussreiche Choi Beom-sul (1904-1979), später bekannt als der Ehrwürdige Hyo Dang, begann dann die koreanische Teekultur wieder aufzubauen, nachdem diese unter japanischer Herrschaft erneut in eine Krise geriet. Hyo Dangs Wirken „im Tee“ begann unmittelbar nach der Unabhängigkeit Koreas von Japan im Jahr 1945.
Der Koreakrieg (1950-1953) stürzte Korea erneut in eine Krise, die das Aufleben der Teekultur allerdings nicht mehr aufhalten konnte. Hyo Dang blieb seinem Bestreben treu, die traditionelle Teekultur Koreas wieder aufzubauen. Hyo Dang war ein bemerkenswerter Mann, der auf vielen Gebieten tätig war. Er beteiligte sich am koreanischen Freiheitskampf gegen die japanische Kolonialmacht, gründete nach 1945 eine Universität und mehrere Schulen und schrieb ein Buch über den Tee, das weite Verbreitung fand.
Nach dem Tod Hyo Dangs im Jahre 1979 führte seine Schülerin Chae Won-Hwa, die 1983 das Panyaro Tee Institut gründete, seine Arbeit fort. Sie gilt heute als die große Teemeisterin Koreas. Unter ihrer Leitung wird die koreanische Tee-Renaissance weitere Fortschritte machen.