Praxisbeispiel: Innovation & Regionalität

Innovation und Regionalität gegen Klimawandel

©TeeGschwendner, Fotogrf: Daniel Mack

Ein Großteil der für Tee verwendeten Minze wird aus fernen Ländern importiert. Minze aus dem Rheinland – das klingt zunächst ungewöhnlich. Doch genau das hat TeeGschwendner gemeinsam mit der Universität Bonn und lokalen Bio-Landwirten möglich gemacht. Die Apfelminze, die in Meckenheim und Umgebung angebaut wird, ist ein Symbol für nachhaltige, regionale Produktion.

Im Interview erzählen Daniel Mack und Sophia Dohlen, wie das Projekt entstanden ist, welche Herausforderungen der Bio-Kräuteranbau mit sich bringt und warum ihre Kundschaft die Regionalität besonders schätzt.

Wie kam es zu dem Projekt „Meckenheimer Apfelminze“?

©TeeGschwendner, Fotogrf: Daniel Mack

Daniel Mack: Wir sind seit vielen Jahren Kooperationspartner der Universität Bonn, die hier in der Nähe unserer Zentrale ansässig ist. Der Campus Klein-Altendorf der Uni in Rheinbach bietet den Studierenden viel Land, um theoretische Überlegungen praktisch umzusetzen. Dies kann dann in konkrete Produkte oder Produktionsprozesse münden.

2016 kamen zwei Studentinnen von der Uni Bonn auf uns zu. Die Idee war, im Rahmen einer Abschlussarbeit eine Minzsorte zu finden, die im Rheinland gut gedeiht, geschmacklich attraktiv ist und einen hohen Ertrag liefert. Zudem sollte sie resistent gegen typische regionale Schädlinge sein. Wir haben die Uni bei diesem Projekt unterstützt, indem wir die sensorische Bewertung der getrockneten Minzproben durchführten.

Schließlich fiel die Wahl auf die Apfelminze, da Meckenheim für seinen Apfelanbau bekannt ist. Die ersten Setzlinge wurden an der Uni gezogen und dann auf einem Biohof ausgepflanzt. Seit 2017/18 ist die Apfelminze dauerhaft in unserem Sortiment und immer schnell ausverkauft. Pro Jahr können wir etwa 200 bis 300 Kilo anbieten, die innerhalb weniger Monate vergriffen sind.

Sophia Dohlen: Wir sind Teil des bio innovation parks Rheinland e.V., in dem Hochschulen, Kommunen und Unternehmen gemeinsam an nachhaltigen Lösungen arbeiten. Die direkte Kommunikation und die Nähe der Uni ermöglichen es uns, Prozesse genau zu verfolgen, Produkte vor Ort zu begutachten und bei Bedarf Audits durchzuführen.

Gibt es Pläne, das Sortiment um weitere regionale Kräuter zu erweitern?

©TeeGschwendner, Fotogrf: Daniel Mack

Sophia Dohlen: Wir würden unser Sortiment gerne erweitern, doch es ist schwierig, weitere Landwirte zu finden, die sich auf den Anbau einlassen. Der gesamte Prozess ist aufwendig und erfordert spezielle Maschinen für die Trocknung und Sortierung. Momentan sind wir auf der Suche nach weiteren Bio-Kräuterbauern, um das Projekt langfristig auszubauen.

Daniel Mack: Ein großer Faktor ist die Maschinenanschaffung. Es gibt viele Frischkräuter-Erzeuger im Rheinland, doch die Verarbeitung zu Tee ist eine Herausforderung. Wir benötigen spezielle Trocknungs- und Homogenisierungsanlagen. Unser Ziel ist es, ein Netzwerk aus drei bis vier Kräuterbauern aufzubauen, um die Kosten für die Infrastruktur gemeinsam zu tragen. Wir planen zudem, einen "Kräutertag" mit der Uni Bonn zu veranstalten, um Landwirte für das Projekt zu begeistern.

Wie erklären Sie sich den Erfolg der Apfelminze?

Daniel Mack: Unsere Kundschaft honoriert die Hyperregionalität des Projekts – also die Fokussioerung auf regionale Reesourcen und Strukturen in der Produktion – und ist bereit, für diese Qualität einen angemessenen Preis zu zahlen. Unsere Apfelminze wird niemals mit einer Minze aus Ägypten preislich konkurrieren, aber das ist auch nicht das Ziel. Unsere Kunden wollen gezielt regionale, nachhaltig produzierte Produkte unterstützen und genießen.

Sophia Dohlen: Unser langfristiges Ziel ist es, das Bio-Segment weiter auszubauen. Allerdings ist es nicht unendlich skalierbar, und die Suche nach Bio-Erzeugern ist eine Herausforderung. Wir sind dennoch zuversichtlich, dass wir mit unserer Philosophie der nachhaltigen und regionalen Produktion erfolgreich bleiben.

Wie beeinflusst der Klimawandel den Anbau der Apfelminze?

Daniel Mack: Der Klimawandel macht die Erntemengen schwer vorhersehbar. 2024 konnten wir vier Ernten einfahren, im Jahr davor waren es nur drei. Die Niederschlagsmenge ist sehr ungleich verteilt, was es schwer macht, konstante Ertragsmengen zu garantieren. Bio-Anbau bedeutet zudem mehr Handarbeit, insbesondere beim Jäten und beim Schutz vor Schädlingen wie Mehltau. Doch wir sind bereit, diese Herausforderungen anzunehmen. Auf der anderen Seite profitieren wir von dem kurzen Draht zu unseren Erzeugern und den kurzen Transportwegen, was die Umweltbelastung erheblich reduziert.

Warum passt die Apfelminze so gut zu TeeGschwendner?

Sophia Dohlen: Nachhaltigkeit ist seit unserer Unternehmensgründung ein zentraler Bestandteil unserer Philosophie. Die Apfelminze erfüllt alle unsere Kriterien: Sie ist regional, nachhaltig, biozertifiziert und eine Herzensangelegenheit. Das Projekt verbindet Wissenschaft, Landwirtschaft und unser Unternehmen auf ideale Weise.