Geschichten zum Tee

Am Anfang war das Blatt

Die Legende besagt, dass der Kaiser von China vor fast 5.000 Jahren durch Zufall den Tee entdeckt hat, als ihm der Wind Teeblätter in seine Tasse mit heißem Wasser blies.

Tee ist nach Wasser rund um den Globus das beliebteste Getränk - kein Wunder, dass es viele Geschichten gibt, in denen Tee eine Rolle spielt.

Die Teekanne – Hans Christian Andersen

Es war einmal eine stolze Teekanne, stolz auf ihr Porzellan, stolz auf ihre lange Tülle, stolz auf ihren breiten Henkel; sie hatte vorn etwas und hinten etwas, die Tülle vorn, den Henkel hinten, und davon sprach sie gern; von ihrem Deckel aber sprach sie nicht, er war zerbrochen, er war geleimt, er hatte Mängel, und von seinen Mängeln spricht man nicht gern, das tun die andern schon genug. Tassen, Sahnetopf und Zuckerschale, das ganze Teegeschirr, würde wohl mehr an die Gebrechlichkeit des Deckels denken und davon sprechen als von dem guten Henkel und der ausgezeichneten Tülle; das wußte die Teekanne.

"Ich kenne sie!" sprach sie bei sich selbst, "ich kenne auch die Mängel und erkenne sie, und darin liegt meine Demut, meine Bescheidenheit; Mängel haben wir alle, aber man hat doch auch seine Begabung. Die Tassen bekamen einen Henkel, die Zuckerschale einen Deckel, ich bekam beides und vorn noch etwas dazu, was sie niemals bekommen, ich bekam eine Tülle, die mich zur Königin auf dem Teetisch macht. Der Zuckerschale und dem Sahnetopf wurde es vergönnt, Diener des Wohlgeschmacks zu sein, ich aber bin die Gebende, die Herrschende, ich spende Segen der durstenden Menschheit; in meinem Innern werden die chinesischen Blätter in dem kochenden, geschmacklosen Wasser verarbeitet."

All dies sagte die Teekanne in ihrer unbekümmerten Jugendzeit. Sie stand auf dem gedeckten Tisch, sie wurde von der feinsten Hand erhoben; aber die feinste Hand war ungeschickt, die Teekanne fiel, die Tülle brach ab, der Henkel brach ab, der Deckel war nicht der Rede wert, von ihm ist schon genug geredet worden. Die Teekanne lag ohnmächtig auf dem Fußboden, das kochende Wasser lief heraus. Es war ein schwerer Schlag, den sie erlitten hatte, und das schlimmste war, daß alle lachten, über sie lachten und nicht die ungeschickte Hand.

"Von dieser Erinnerung werde ich niemals loskommen!" sagte die Teekanne, wenn sie sich später selbst ihren Lebenslauf erzählte. "Ich wurde Invalide genannt, in einen Winkel gesetzt und am nächsten Tag einer Frau geschenkt, die um etwas Bratfett bettelte; ich stieg zur Armut herab, war innerlich und äußerlich verstummt, aber dort, wo ich stand, begann mein besseres Leben; man ist etwas und wird doch etwas ganz anderes. Man legte Erde in mich hinein; das ist für eine Teekanne, als würde sie begraben, aber in die Erde legte man eine Blumenzwiebel; wer sie hineinlegte, wer sie mit gab, weiß ich nicht, aber geschenkt wurde sie mir, ein Ersatz für die chinesischen Blätter und das kochende Wasser, ein Ersatz für den abgebrochenen Henkel und die Tülle. Und die Zwiebel lag in der Erde, die Zwiebel lag in mir, sie wurde mein Herz, mein lebendiges Herz, ein solches hatte ich nie zuvor gehabt. Nun war Leben in mir, Kraft und Kräfte; der Puls schlug, die Zwiebel keimte, sie wurde von Gedanken und Gefühlen gesprengt; sie brachen in einer Blume hervor; ich sah sie, ich trug sie, ich vergaß mich selbst in ihrer Schönheit; gesegnet der, der sich selbst in anderen vergißt! Sie sagte mir keinen Dank, sie dachte an mich - sie wurde bewundert und gepriesen. Ich war so froh darüber, wie hätte sie es erst sein müssen! Eines Tages hörte ich, wie man sagte, daß sie einen besseren Topf verdiene - und ich wurde in den Hof geworfen, liege dort als alter Scherben - aber ich habe die Erinnerung, die kann mir niemand nehmen!"

Der Hausfreund – Theodor Storm

Von dem Herrn Ratsverwandten Quanzfelder weiß ich aus eigener Erfahrung nichts zu berichten; aber unsere Tante Laura, in deren elterlichem Hause er aus und ein ging, hat mir gründlichen Bescheid gegeben, da ich mich neulich nach diesem weiland "Hausfreunde" bei ihr erkundigte.

"Hm, Vetter!" begann sie - und sah mich dabei mit äußerstem Behagen an, wie immer, wenn wir auf unsere alte Stadt zu reden kommen. - "Er kam allerdings mitunter zu uns; aber unser Hausfreund ist er nicht gewesen. - Mein Vater hatte, wie Sie wissen, einen Kram mit Galanterie- und Eisenwaren, aus dem auch Herr Quanzfelder seinen kleinen Bedarf, und zwar auf Rechnung, zu entnehmen beliebte; sobald aber sein Konto nur zu ein paar Mark aufgelaufen war", - und Tante Laura nahm die verbindlichste Miene an und fiel für einen Augenblick in ihr geliebtes Platt - "so wurr en Grötniß bestellt, Herr Ratsverwandter keem van Namiddag Klock dree, um de Räken to betalen. - Nebenan bei meinem Onkel, aus dessen Laden er seine Ellenwaren kaufte, bedeutete das eine Anmeldung zum Kaffee, bei uns auf Tee und Pfeffernüsse.

Der Mann übte einen seltsamen Bann auf mich aus, so daß ich ihn immerfort betrachten mußte, und doch bekam ich allzeit einen Schreck, wenn ich seine Krähstimme von draußen vor dem Laden hörte, besonders aber, wenn er nun in der Stube mit altjüngferlicher Zierlichkeit seine knochigen Hände ausstreckte, um sich die wildledernen Handschuhe abzuziehen, und darauf Hut und Schirm so seltsam hastig in die Ecke stellte.

Es war mir damals ganz unzweifelhaft, daß es der Geruch der Pfeffernüsse sei, wodurch er in diese Unruhe versetzt wurde. Kaum, daß noch die rote Perücke mit beiden Händen plattgedrückt war, so saß er in seinem mausgrauen Rock auch schon unter dem Fenster am Teetische. - Ich höre ihn noch sein ,Danke, danke. Madam!' krähen, wenn meine Mutter ihm das Backwerk präsentierte. Er nahm dann mit der einen Hand eine Pfeffernuß, zugleich aber mit der anderen auch den ganzen Teller und schob ihn neben sich unter das Blumenbrett auf die Fensterbank.

Gesprochen wurde nicht viel: man hörte meistens nur das Klirren der Teelöffel und das Scharren des Kuchentellers, der unter dem Blumenbrett aus- und eingeschoben wurde und unter der pflichtschuldigen Nötigung meiner Mutter sich allmählich leerte. Zuweilen geschah das Abbeißen auch nur scheinbar, und die Pfeffernuß verschwand in dem weiten Rockärmel, worauf dann plötzlich der Herr Ratsverwandte das Bedürfnis empfand, sich die Nase zu schneuzen. Das buntseidene Taschentuch wurde hinten aus der Rocktasche gezogen, und das Backwerk glitt bei dieser Gelegenheit hinein. Wir Kinder sahen dem allen aufmerksam zu; sehnsüchtig nach der süßen Speise, von der heute für uns nichts abfiel. - Schließlich, nach der dritten oder vierten Tasse, stand Herr Ratsverwandter auf: ,Dörf ick nu bidden um en bät Papier darum!' Und mein Vater, der inmittelst rauchend im Zimmer auf und ab gegangen war, machte ihm eine Tüte; Herr Quanzfelder schüttete den Rest der Pfeffernüsse hinein und steckte sie zu ihren Brüdern in die Schoßtasche; dann nahm er Hut und Schirm, krächzte noch ein paar Mal: ,Adje, adje, Madam!' und empfahl sich."

Die Legende vom Tee

Der chinesische Kaiser Shennong, damals als Sohn des Himmels bekannt, gilt als Entdecker des Tees. In China war es damals (ca. 3.000 Jahre vor Christus) bereits üblich, das Trinkwasser abzukochen und mit pflanzlichen Zusätzen zu aromatisieren. Die Legende sagt, dass Shennong den Genuss des Tees entdeckte, als eines Tages Blätter von einem Strauch des Palastgartens in das kaiserliche Trinkwasser fielen. Wie von Zauberhand verfärbte sich das Wasser goldbraun. Der Kaiser kostete das durch den Zufall entstandene Getränk und war von dem wunderbar herben Geschmack sowie der wohltuenden Wirkung sehr angetan. Hinter dem bis dahin unbekannten Gewächs verbarg sich ein Teestrauch.

Schon damals waren die Chinesen von den besonderen Eigenschaften des Tees überzeugt. Die Wurzel des Teestrauchs gilt noch heute als Glücksbringer. Es entstanden Teegärten, in denen heute noch der Tee von Hand gepflückt und verarbeitet wird. Es heißt, dass der erste chinesische Tee in Szechuan angebaut wurde.

Auch in Indien hält sich eine Legende um die Herkunft des Tees. Der Fakir Dharma entdeckte die belebende Wirkung ganz zufällig. In seinem Vorhaben, sich sieben Jahre lang ohne Schlaf dem buddhistischen Glauben hinzugeben, wurde der Fakir von einer unglaublichen Müdigkeit überfallen. Er ergriff einige Zweige des Strauches, unter dem er zusammen gesunken war. Dabei blieben einige Blätter an seiner Hand hängen, die er sich in den Mund steckte, in der Hoffnung, durch das Kauen wach zu bleiben. Tatsächlich verflog die Müdigkeit, so dass Fakir Dharma sein Vorhaben zu Ende führen konnte.

Die Ostfriesen und ihre Teekultur

Die Ostfriesen lernten das fernöstliche Getränk durch ihre holländischen Nachbarn kennen, die 1610 den ersten Tee nach Europa brachten. Angereichert mit einem kräftigen Schuss Rum wurde der Tee zum Lieblingsgetränk der Fischer von Emden bis Wittmund.

Doch nicht immer konnten die Ostfriesen ihren Tee ohne Einschränkungen genießen. Zur Zeit Friedrich des Großen, wurde den Ostfriesen jeglicher Teekonsum untersagt. Der Preußenkönig fürchtete das fremdländische Getränk, das über den Seeweg aus dem fernen China importiert wurde. "Das Drachengift aus China", wie der Monarch das wohlschmeckende Getränk bezeichnete, sollte nicht länger konsumiert werden und so sprach der "Alte Fritz" am 20. Mai 1777 ein generelles Tee-Verbot aus. Insbesondere die Ostfriesen wollten sich jedoch ihren täglichen Teekonsum nicht verbieten lassen. Ihr wunderbar belebender Göttertrank sollte plötzlich schädlich sein? Einige Bierbrauer hatten gemeinsam mit dem König diese Intrige ausgeheckt. Als die Ritterschaft dahinterkam, was gespielt wurde, verbündete sich diese mit den Vertretern der Städte und der Bauern und ging gegen die Schikane des Königs vor. Nach zwei Jahren andauernden Streits erhielten die Ostfriesen ihr Recht auf ihren täglichen Teegenuss zurück. Der Brauch der Teezeremonie war bereits zu tief in der Kultur verwurzelt, als dass man den Teetrinkern ihrer Gewohnheiten hätte berauben dürfen. Man glaubte sogar, dass man bei weiterem Verbot Gefahr liefe, dass die Fischer sich in den Niederlanden Arbeit suchen würden.

So kommt es, dass auch heute noch die Teezeremonie fester Bestandteil ostfriesischer Teekultur ist. Wenigstens drei Tassen Tee, das gilt als Ostfriesenrecht. Die "Teetieden" (Teezeiten) sind frühmorgens, vormittags gegen 11 Uhr (das "Elführtje"), nachmittags gegen 15 Uhr und abends nach 20 Uhr. Das Besondere an der Teezeremonie ist die Art und Weise, wie der Tee getrunken wird:


Aufgegossen wird der Tee immer in derselben Kanne ("Teepott"), die zuvor mit heißem Wasser ausgespült wird. Das Wasser wird zunächst etwa drei Finger hoch auf die Blätter gegossen. Nach drei Minuten wird die Kanne mit dem restlichen Wasser aufgefüllt. Damit der Tee nicht zu bitter wird, gießen die Ostfriesen die Flüssigkeit durch ein Sieb in eine zweite, ebenfalls heiß ausgespülte Kanne um.


Dann gibt man zuerst ein dickes Stück Kandis "Kluntje" in die Tasse. Anschließend wird der frisch aufgebrühte Tee darüber gegossen. Zum Abschluss setzt man dann das Wulkje", das "Wölkchen" aus Sahne, vorsichtig in die Tasse. Jetzt nicht wie gewohnt verrühren. Denn der Ostfriese genießt den Tee zunächst durch die kühle Sahneschicht, dann den herben Geschmack der Ostfriesenmischung und zuletzt den süßen Bodensatz.

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