Mystisch gut, wenn's stürmt und schneit
Holunderblütentee ist in den kalten Monaten nicht nur wegen seines süßen Aromas, das an die duftreiche Sommerzeit erinnert, ein heiß begehrtes Getränk. In der eisigen Zeit von Oktober bis Januar hat er sich vor allem auch durch seine wohltuende Wirkung einen Namen gemacht. Holunder (Sambucus nigra L.) gilt schon seit langer Zeit als eine Art Ausnahmepflanze. Unzählige Sagen und die verschiedensten mystischen Bräuche ranken sich um den Busch mit den gelblich weißen Blüten. Holunder findet in vielen Lebensmitteln Verwendung, wie z.B. in Eis oder auch in Form von gebackenen Holunderblüten. Für die kalte Jahreszeit bestens geeignet ist Holunder in Form von Tee.
Von heilig über himmlisch bis unheimlich
In den nördlichen Ländern Europas galt der Holunder als heiliger Baum, der als die Verkörperung der Göttin Hel angesehen wurde. So bezeichnete man ihn bis ins späte Mittelalter hinein als Hel- oder Elfenbaum. Frau Holle, ein anderer Name für die Göttin Hel, spukt sogar heute noch in den Köpfen vieler Kinder herum. Wer am Mittsommerabend einmal in Schweden ist, sollte sich unbedingt nach einem blühenden Holunder umschauen. Denn an diesem besonderen Abend, so will es die Sage, kann man unter dem Baum den Elfenkönig mitsamt Hofstaat erspähen.
Weit verbreitet war in Europa früher auch der Glaube, dass ein in Hausnähe gewachsener Holunderbusch die Hof- und Hausgeister beherbergt. Die Schweden verwöhnten dort ihre Spukgestalten mit Milchopfern, die Germanen mit Bier und Brot.
Apotheke des Bauern
Aber auch ganz reelle Tugenden wurden der Pflanze nachgesagt, eine ihrer Bezeichnungen war "Apotheke des Bauern". Für alle Wehwehchen musste sie herhalten. Zusätzlich vergrub man Zähne, Haare und Nägel in ihrem Schatten, um sich so vor Krankheiten zu schützen. So zahlreich wie die Sagen und Bräuche um den Holunder sind, so unzählig scheinen seine Namen. Noch heute erfreuen sich seine Bezeichnungen als Hollerbusch, deutscher Flieder oder Holder weiter Verbreitung.
Dass an den vielen heilbringenden Mythen etwas dran ist, bleibt zweifelhaft. Dass aber Wohltuendes im Holunder drin ist, nicht. Die Holunderblüten enthalten unter anderem Flavonoide, ätherische Öle, Pflanzensäuren sowie Gerbstoffe. Holunder ist neben Europa auch in Nordafrika sowie in West- und Mittelasien beheimatet. Der bis zu sechs Meter hohe Baum wächst sowohl wild als auch kultiviert. Zu Beginn der Blütezeit in den Sommermonaten duften seine Blüten aromatisch süß. Aus diesen Blüten wird der bei uns auch als Fliedertee bekannte Holunderblütentee gewonnen. Eine wichtige Zutat von Kräuter- und Früchtetees sind auch die runden, violett bis schwarz glänzenden Holunderbeeren, die von Ende August bis Mitte September geerntet werden. Die dunkle Farbe verdanken die Holunderbeeren den sog. Anthocyanen, die auch in einer Vielzahl roter Früchte und Gemüse enthalten sind. Anthocyane sind sekundäre Pflanzenstoffe, denen eine antioxidative Wirkung nachgesagt wird.
Bei so viel Aroma und bekömmlichen Inhaltsstoffen wundert die wohlige Wirksamkeit nicht. Oder hilft doch der Elfenkönig?