Die gute Stube des Kräutertees
Wenn Sie eine Tasse frischwürzigen Pfefferminztee oder mildaromatischen Melissentee genießen, kann es gut sein, dass die Kräuter aus dem „Mainfränkischen Apothekergarten“ kommen. Hinter diesem einladenden Namen verbirgt sich ein traditionsreiches Kräuteranbaugebiet: das auf der fränkischen Trockenplatte liegende Schwebheim. Die unterfränkische Gemeinde ist mit ihren charakteristisch milden Wintern und trockenen Sommern ein Paradies für wildwachsende Kräuter und zählt neben weiteren kleinen Ortschaften rund um Schweinfurt zu den ursprünglichen Anbaugebieten von Heilkräutern in Deutschland. Auch in Mittelfranken, im Aischgrund, findet sich ein reiches Kräuterpflanzen-Gebiet, das bis vor die Tore Nürnbergs reicht.
Kräuter mit bewegter Geschichte
Die Anfänge des Kräuteranbaus gehen in Franken zum Teil bis ins 15. Jahrhundert zurück, das Wissen wurde von Generation zu Generation weitervermittelt. Im 17. Jahrhundert erkannte der Arzt Dr. Johann Michael Fehr, der sich intensiv mit natürlich wachsenden Pflanzenarten beschäftigte, die idealen botanischen Verhältnisse der fränkischen Trockenplatte und legte damit quasi die Wurzeln für die Kultivierung von Kräuterpflanzen in diesem Raum. Im 19. Jahrhundert erlebte der Kräuteranbau in Franken dann wohl sein größtes Hoch, bevor mit der beginnenden Industrialisierung eine steigende Anzahl preisgünstigere Importe das Land überschwemmte. Bei vielen Pflanzen rentierte sich der Anbau nicht mehr, so dass einige Kräuter, z. B. Fenchel oder Anis, vollkommen verschwanden.
Mit dem aufkommenden Qualitätsgedanken zu Beginn des 20. Jahrhunderts wuchs die Nachfrage nach heimischen Kräuterpflanzen wieder. Zu einer erheblichen Erweiterung der Anbauflächen kam es dann noch einmal zur Zeit des Dritten Reiches. In den Jahren der Nachkriegszeit erlagen die Anbauflächen jedoch zunehmend der Besiedelung. Erst das neuerwachte Naturbewusstsein konnte diesem Rückgang entgegenwirken, so dass unsere Küche weiterhin mit heimischen Kräutern bereichert wird.
Geschmackvoll mit Topwerten
Heute werden in Franken um die 200 ha Fläche pro Jahr von den 15 organisierten Kräuterbauern mit verschiedensten Kulturen bepflanzt. Für Kräutertees werden vor allem die Pfefferminze und Melisse verwendet. Neben der großflächigen Kultivierung finden sich hier auch zahlreiche kleine Felder von Privatleuten. Sie haben sich überwiegend auf die „Fränkische Minze“ spezialisiert und bieten diese zumeist auf den lokalen Märkten an. Die organisierten Anbauer schlossen sich zu einem großen Teil in Kräuterverbänden zusammen, zu deren Aufgaben auch die Sicherung der Qualität zählt. Ausführliche Untersuchungen belegten, dass diese sogar über den gesetzlichen Anforderungen liegt. Die aromatischen Kräuter aus fränkischen Landen, ob als Tee oder frisch genossen, sind also im wahrsten Sinne des Wortes ein wahrer Naturgenuss.