Praxisbeispiel: Verpackungssystem

Vom Ende zum Anfang gedacht: Umstellung des Tee-Verpackungssystems bei PAPER & TEA

©SventyNine Berlin

Aus einer kleinen Manufaktur, in der jede Verpackung noch von Hand gefertigt wurde, hat sich das Start-up PAPER & TEA zu einem Unternehmen mit teilautomatisierter Produktion entwickelt.

Begleitet von einem Investor mit starkem Nachhaltigkeitsfokus nahm PAPER & TEA im Zuge dieses Wachstums seine Verpackungen gründlich unter die Lupe. Jean-Philippe Aiguier, Director of Sustainability & Product, berichtet im Interview, warum diese Untersuchung auf einer Mülldeponie begann – und wie sie letztlich zu einer umfassenden Verpackungsumstellung führte.

PAPER & TEA stellt derzeit seine Verpackungen um. Was ist das Ziel?

Während früher jede Dose angefasst und jedes Etikett von Hand aufgeklebt wurde, erforderte unser steigender Kapazitätenbedarf einen höheren Automatisierungsgrad in der Produktion. In diesem Zuge mussten auch unsere Verpackungen angepasst werden – eine Gelegenheit, die wir genutzt haben, um sie nachhaltiger und recyclingfähiger zu gestalten, ohne dabei unseren Designanspruch aus den Augen zu verlieren. Wir befinden uns noch mitten in der Umstellung, doch unser Ziel ist klar: eine vollständig recycelbare Verpackung.

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Wie gestaltet sich der Umstellungsprozess?

Für die Umstellung haben wir zunächst unsere Verpackungen genau analysiert. Dabei zeigte sich, dass die Recyclingfähigkeit unserer bisherigen Verpackungen nicht unseren Erwartungen entsprach. Die Ergebnisse waren zum Teil ernüchternd. Anstatt direkt mit Verpackungsentwicklern zu arbeiten, sind wir zunächst zu Recyclingunternehmen gegangen, um zu verstehen, was mit unseren Verpackungen am Ende des Kreislaufs wirklich passiert. Wir besuchten Mülldeponien und stellten fest, dass viele Materialien nicht wie erhofft recycelt werden. Diese Erkenntnisse haben unsere Perspektive grundlegend verändert.

Wir haben uns schließlich für eine Mono-Mono-Systematik entschieden, also für Verpackungsmaterialien, die für sich trennbar und recyclingfähig sind. Dabei setzen wir auf eine sogenannte Aromenbarriere aus hochwertigem Kunststoff, um die Aromen unserer Tees zu schützen, und eine Umverpackung aus Papier.

Neben der Kartonage haben wir auch unsere Teebeutel analysiert – mit guten Ergebnissen. Dennoch haben wir auch hier Optimierungspotenzial gesehen. Seit jeher setzen wir auf Baumwolle und haben uns bewusst entschieden, dabei zu bleiben. Die Herkunft dieser Baumwolle wird sorgfältig geprüft und die Pestizidfreiheit ist garantiert. Da wir ganze, zum Teil auch große Teeblätter nutzen, lassen wir passende Teebeutel in einer Manufaktur in Polen herstellen, die wir regelmäßig besuchen. Diese Besuche ergänzen die Zertifizierungen und geben uns ein direktes Gefühl dafür, ob dort auch alle sozialen und ökologischen Standards eingehalten werden.

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Welche Veränderungen konnten Sie nicht nur bei sich im Unternehmen, sondern auch in der Lieferkette in Angriff nehmen?

In der Lieferkette haben wir deutlich weniger direkten Einfluss. Wir arbeiten mit Großhändlern vertrauensvoll zusammen, haben Ihnen unsere Anforderungen mitgeteilt, die sie vollumfänglich mit uns teilen. Die großen Teehändler, bei denen wir vorwiegend unseren Tee einkaufen, achten bereits darauf, wie der Tee verpackt und transportiert wird, bevor er in Deutschland ankommt.

Wir streben danach, den gesamten Veränderungsprozess ganzheitlich zu betrachten, bis in die Ursprungsländer unserer Produkte. Wir stellen dabei hohe Anforderungen, versuchen dabei aber pragmatisch zu bleiben und sie im Einklang mit unserer Position im Weltmarkt zu gestalten. Nachhaltige Veränderung kann aus unserer Sicht nur auf Augenhöhe stattfinden – und wir sollten durch gezielte Anreize aktiv zu diesem Wandel beitragen.

Den größten Hebel, um als Teehändler soziale Standards zu fördern, sehen wir deshalb darin, faire Preise zu zahlen, die es den Anbauern auch ermöglichen, Maßnahmen zu ergreifen. Wenn sie wissen, dass sie unter bestimmten Bedingungen höhere Preise erzielen können, steigt in vielen Fällen und wenn es die Umstände erlauben die Motivation, etwas zu verändern.

Gibt es bereits Ergebnisse Ihrer Umstellung und wie zahlt diese auf ihre Unternehmensphilosophie ein?

Um die Ressourcen- und CO₂-Einsparungen durch unsere Verpackungsumstellung in Daten zu übersetzen, bauen wir derzeit ein Datenmanagement auf. Dies ist Teil des spannenden Entwicklungsprozesses, indem PAPER & TEA sich aktuell befindet. Ich bin überzeugt, dass es bei einer Transformation dieser Art nur wenig gibt, was man grundlegend falsch machen kann – außer, nichts zu tun.